Wer waren die Jäger, die hier in Schöningen vor 300.000 Jahren auf die Jagd gegangen sind und uns die ältesten Jagdwaffen der Menschheit hinterlassen haben? Wie können wir uns diesen Menschen nähern? Trotz der umfangreichen Fachliteratur wird es wohl nicht gelingen, diese Fragen abschließend zu beantworten. Auch wenn die Grabung Schöningen zu den ganz wenigen archäologischen Stätten der Welt gehört, die uns ein differenzierten Blick auf die Altsteinzeit bietet, so wissen wir immer noch recht wenig über unsere weit entfernten Vorfahren.
Eine humorvolle Annäherung an das Thema der frühesten Menschheitsgeschichte, wie in den hier zusammengefassten Arbeiten von Peter Tuma, hat es in dieser umfassenden Art und Weise noch nicht gegeben. Die launigen, oft skurrilen Grafiken des Künstlers ermöglichen dem Besucher des paläon einen ganz „speziellen“ Blick auf 300.000 Jahre Menschheitsgeschichte.
Das paläon – Forschungs- und Erlebniszentrum freut sich sehr, die Ausstellung „Ein Anfang mit Speeren – Szenen aus dem Leben Schöninger Männer“ in einer Sonderausstellung dem Besucher zu präsentieren. Peter Tuma gelingt es, mit feinsinnigem Humor eine Brücke zwischen unseren heutigen, größeren und kleineren Alltagssorgen und dem Alltag der Jäger der Altsteinzeit zu schlagen.
Ganz besonders danke ich dem Künstler Peter Tuma. Seine Arbeiten bereichern in besonderer Weise den Rückblick auf unsere frühesten Vorfahren.
Dr. Florian Westphal, Geschäftsführer
paläon Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere, Schöningen
© PETER TUMA und VG Bildkunst, Bonn.
Es war eine Sensation, die Archäologen jubeln ließ: die Entdeckung der Schöninger Speere im Jahre 1994. Die über 300.000 Jahre alten Fundstücke vermitteln faszinierende neue Einblicke in das Leben unserer Ur-Ahnen in der Altsteinzeit – und sie beflügeln die Fantasie.
Wie sahen sie aus, wie haben sie gelebt, die Schöninger Männer, die mit diesen Speeren auf die Jagd gegangen sind?
Eine Frage, die Peter Tuma, Wolfenbütteler Kunstprofessor, Maler und Zeichner, inzwischen in einer großartigen Serie von Zeichnungen mit viel Sinn für Humor und Ironie beantwortet hat: Seine Schöninger Männer zeichnen sich durch eine wahrhaft stattliche Erscheinung aus, durch eine herbe Schönheit, die gepaart ist mit Mut, Geschicklichkeit und sicherem Jagdinstinkt. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet, lässt er sie in dynamischem Lauf und mit wurfbereitem Speer einem Dinosaurier hinterherjagen oder wilde Feste am Lagerfeuer feiern. Aber auch einem Spaß sind sie bei Tuma nicht abgeneigt und verkleiden sich schon mal als „Dame“ mit Blume im Haar: Und wie sie dann so verschämt dastehen, den Kopf leicht einziehen, aber gleichzeitig einen Kussmund machen und mit der Hand kokett winken – das ist einfach umwerfend komisch!
Peter Tumas Serie der Schöninger Männer ist reich an wunderbaren, skurrilen Einfällen – und Karikatur im besten Sinne: ein Spiel mit Wissen und Fantasie, das lockt, verführt und fesselt. Und zugleich sind die Schöninger Männer ein Beispiel meisterhafter Zeichenkunst.
Über die Jahrhunderte hinweg hat sich das Zeichnen als eine der unmittelbarsten Möglichkeiten bewährt, die Welt zu erfassen, ihre Vielfalt zu begreifen und ihrem Wesen Ausdruck zu verleihen. Oft sind es dabei die gerade nicht durchgezeichneten Blätter, die besonders beeindrucken: In ihnen zeigt sich die Fähigkeit zur Konzentration auf das Wesentliche, zugleich aber auch das Zulassen von Freiräumen für die Fantasie. Und das gelingt Peter Tuma in immer wieder neuen Variationen, wenn er mit Feder und Tuschpinsel eine Landschaft in wenigen Strichen skizziert und seinen Figuren ein so sprechendes Gebaren zu geben vermag, dass seine Texte nichts erklären müssen, sondern den Gedankenfaden des Künstlers weiterspinnen können. Für den Betrachter ein doppeltes Vergnügen!
Dr. Vetter-Liebenow, Direktorin Wilhelm Busch- Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover
Diese Zeichnungen über die Schöninger Männer sind auch eine Hommage an die kleine niedersächsische Stadt am Elm,
in der ich wichtige Jugendjahre verbracht habe und die durch die glückliche wie bedeutsame Entdeckung der Speere wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.
Unfassliche 300.000 Jahre sollen die dort gefundenen Speere alt sein. Verglichen mit den vertrauten Kulturen der Antike und des Altertums sprengen die Angaben der Wissenschafler über das Alter der Speere meine Vorstellungskraft.
Aus diesem Grund ist in vielen, zwischen August 2012 bis heute entstandenen humoristischen Zeichnungen der Aspekt Zeit, das ins Skurrile gesteigerte Einst und Heute, Inhalt und Motiv. In gutmütiger Übertreibung wurde versucht, die Schöninger Männer aus dem Dunkel der Geschichte zu holen, ihnen Gestalt und ein menschliches Gesicht zu geben oder ihnen so schmunzelnd ein Denkmal zu setzen. Über das Aussehen der damaligen Bewohner des Geländes zwischen Schöningen und Hötensleben ist bekanntlich wenig bis nichts bekannt. Meine Figuren sind wohlwollend gemeinte Erfindungen und halten sich nach Art von Possenreißern nicht wirklich an Wahrheiten und Erkenntnisse der Fachleute.
Dieses Buch ist kein Comic. Die dargestellten Figuren folgen keinem durchgängigen Stil oder Charakterbild und sprechen nie selbst, nur durch ihr Tun. Sie erscheinen uns auf den Blättern meist in Schwarz-Weiß, sind aber ihrem Wesen nach immer bunt und individuell, sie tragen keine einheitlichen Outfits und Frisuren, aber fast immer sind sie mit ihrem wichtigsten Requisit, dem unvermeidlichen Speer, im Bild. Mit den Zeichnungen und verbindenden kurzen Textpassagen wurde versucht, so etwas wie einen stringenten Inhalt hin zu zu fabulieren.
Als ich im Sommer 2012 zu einem Klassentreffen nach Schöningen fuhr, hatte ich eine kleine, schnell hingeworfene Zeichnung „Alte Männer mit Speeren“ dabei, eine ironisch selbstkritische Reminiszenz an uns älter gewordene Klassen-kameraden. Man reagierte überaus amüsiert, und ich ließ mich begeistern und zeichnete weiter. So entstanden in schneller Folge weitere Zeichnungen. Ende 2012 waren es schon ca. 40 bis 50 Bilder. Teile dieses Arbeitsergebnisses wurden 2014 erstmalig in einer kleinen Ausstellung in den Räumen des Kunstvereins Wolfenbüttel gezeigt.
Die Formate der Zeichnungen zu den Speeremännern sind sehr unterschiedlich, mit verschiedensten Werkzeugen, meistens mit Pinseln und schwarzen und farbigen Tuschen auf unterschiedlichen Papieren und Kartons gezeichnet. Viel Schwarz-Weiß, wenig Farbe und immer reichlich Korrekturen mit Abdeckweiß.
Dass die inzwischen umfangreiche Bilderserie nun am Fundort der Speere, im paläon Schöningen, gezeigt wird, freut mich sehr, und ich hoffe, dass sich die heutigen Schöninger wie die Besucher des Museums schmunzelnd in den Bildern der Urahnen wiederfinden oder zumindest ihren Spaß damit haben.
Peter Tuma, Sommer 2015
Aller Anfang ist Schöningen
Das Paläon zeigt satirische Zeichnungen von PETER TUMA und setzt die Urzeitmenschen ganz neu in Szene
Braunschweiger Zeitung: "KULTUR & LEBEN" vom 18.November 2015
Zuerst die Speere, dann die Säbelzahnkatze, schließlich ein erlegter Elefant und nun sogar ein Possenreißer!
Das Paläon in Schöningen hält die Welt in Atem und nähert sich einer Korrektur der Menschheitsgeschichte.
Erstmalig ist neben dem Staunen aber das große Schmunzeln angesagt. Denn jetzt werden die Schöninger
Urahnen mitsamt Speeren in ihrem alltäglichen Dasein vorgestellt und was das Staunen betrifft : sie haben
schon vor dreihunderttausend Jahren Dinge entdeckt, die wir uns erst heute zuschreiben. Aller Anfang ist eben
Schöningen ! Überzeugend erleben wir diese Behauptung in den satirischen Zeichnungen des Malers Peter Tuma,
der mit wachsender Erfindungskraft hunderte von Situationen aus dem Leben der Vorfahren erdacht hat, die
nicht nur das Paläon-Publikum entzücken. Bundesweit melden Museen ihr Interesse an. Tuma, als Hochschullehrer
und preisbedachter ernsthafter Künstler bekannt, hat seine Schöninger Illustrationen etliche Jahre im Mappenschrank
bewahrt, unschlüssig über ihren Stellenwert. Und nun das große Eröffnen.
Ihre Speer haben sie immer dabei, die fellbekleideten selbstbewußten Kerle und lachen sich schlapp, als so ein
Minderintelligenter glaubt, aus gefundenen Knüppeln( Katalog Seite 22 unten) dieses Jagdkunstwerk schnitzen zu können!
Sie nehmen es mit Sauriern, Mammuts und Pferdeherden auf, feilen an listigen Jagdstrategien, opfern den Göttern,
stürzen sich mit Gebrüll ins Getümmel, lieben Wettkämpfe und gewähren den Frauen, sich in Kampfspielen als Reitiere
nützlich zu machen. Angsthasen, Mathematiker und Künstler gab es unter ihnen, Picassos Stiere und Leonardos Mona Lisa
hatten sie längst auf Stein gebannt, Kugel Kegel und Zylinder als Grundformen durchschaut und VW-ähnliche Symbole zum
Logo erklärt. An der Erfindung der Wärmflasche wurde gearbeitet. Und dann die Entdeckungen in der Natur: Ein Schuhkarton
mit knallroten Pumps ! Das Rad eines Schaufelbaggers! In der Ferne ein Kraftwerk ! Alles Fundstücke eines unbekannten
Planeten.
Peter Tuma spielt mit Anachronismen im archaischen Umfeld. In seinen Schöninger Männern verbindet sich die elementare
Urkraft der Figuren mit feinen psychologisch beobachteten Verhaltensweisen. In Schöningen hat Tuma seine Kindheit verbracht.
Die Landschaft des Braunkohletagebaus ist ihm vertraut. Nun performt er sie zum altsteinzeitlichen Lebensraum unseres Urahns.
Tusche und Pinsel sind sein Werkzeug, die japanische Pinselzeichnung ein Vorbild. Köstlich, wie sich aus geschmeidigen Linien
und weichen Flecken der Altmensch bildet, erdverdreckt, struppig, im filzigen Fell, mit lockeren Pinselschwüngen in Bewegung
gebracht. Sogar der Elefant ist schon domestiziert und bietet artig Kunststücke vor den urzeitlichen Besitzern.
Verknüpft mit dem Humor des Possenreißers, mit zärtlichem Spott für den heimatlichen Kumpel werden Tumas Cartoons zu
Meisterzeichnungen, gleichwertig denen seiner Zunftkollegen Wilhelm Busch, Saul Steinberg und Tomi Ungerer.
Marianne Winter
Kulturredaktion der Braunschweiger Zeitung
Bis 28.02.16 im Paläon Schöningen. Di-Fr 9-17 Uhr, Do 9-20 Uhr, Sa/So 10 -18 Uhr
Katalogbuch 20,00 €
Künstlerführung und Signierstunde mit Peter Tuma: 7.11. und 21.11. , jeweils16 Uhr
sowie nach Vereinbarung
Alle ARBEITEN sind nach Urheberrecht geschützt
Verwendungen ohne Genehmigung des Urhebers sind strafbar.
© PETER TUMA , VG. Bildkunst, Bonn.
"Der Fabrikant", 2019. 100 x 70 cm
Kohle, Kreide, Gouache auf Karton
"Bauer mit Vogel", 2018
Tusche auf Karton.
"Erfolgreicher niedersächsischer Bauer, II", 2018
Tusche auf Karton
"Erfolgreicher niedersächsischer Bauer,I." 2018
Tusche auf Karton
"Erfolgreicher niedersächsischer Bauer,III."
Tusche, Deckweiß auf Karton
"Der Naturfreund", 2019
Tusche, Deckweiß auf Karton
"Klimawandel auch in Oberbayern", 2018
Tusche auf Karton
"Ausflug nach Arkadien", 2019
Tusche auf Karton
"Klimawandel nun auch in Oberbayern", 2020
Tusche auf Karton
"Europa mit dem Stier", 2018
Tusche, Aquarell auf Karton
"Der Avantgardist", 2018
Tusche auf Karton
"o.Titel, Entwurf für Neujahrsgruß III,
2018-19" Tusche auf Karton
"o.Titel, Entwurf für Neujahrsgruß 2018-19".
Tusche auf Karton
"o.Titel,2018", 2018,
Tusche auf grundiert.Nessel
"Auf ein Neues..., sylvester im Seniorenheim", 2017-2018
Tusche, Farbstifte auf Karton
"Lebensfreude/ ...und hinterher Torte...versprochen Else, wie immer".
2018. Tusche auf Karton
"Der da und die da...II," 2020
"Tour de France"
2009.
Tusche, Aquarell auf Karton
"Unsere besten Freunde", 2019. Tusche, Deckweiß auf Karton, 70 x 100 cm
"Micky und unsere Brüder aus Pennsylvania", 2018. Tusche, Deckweiß auf Karton.
"Seit frühester Jugend verabscheute Gottfried die Rohheit des Sports.
Seine ganze Hingabe galt Kunst und Musik", 2019
Tusche, Deckweiß auf Karton
"Herr und Hund", 2019
Tusche auf Karton
"Gelassen, in sich ruhend, Volkhard W.
zum 80*...", 2021. Tusche auf Karton
"Adam, nachdenklich..."
Tusche, Deckweiß auf Karton